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Start Up Mentalität - Elisabeth Meister im Gespräch

Lesedauer: 8 Minuten
Start Up Mentalität - Elisabeth Meister im Gespräch

 

intakt heute im Gespräch mit unserer Geschäftsführerin Elisabeth Meister anlässlich des Engagements von Ludwig Meister beim gründwerk Dachau - einem neu eröffneten Gründer­zentrum für Existenz­gründer und Start-Ups.

 

intakt: Hallo Elisabeth, Du hast gemeinsam mit Deinem Bruder Max anlässlich der Eröffnung des gründwerk Dachau eine vielbeachtete Keynote zum Thema Start Up – Unternehmensphase oder Mentalität gehalten (wir berichteten hier).  Darüber hinaus engagiert sich Ludwig Meister als Sponsor des gründwerk. Aber auch Du und Max unterstützen ganz persönlich das gründwerk in der Planung und Umsetzung. Welche Gedanken leiten Euch bei diesem Engagement?

 

Elisabeth Meister: Eine Frage, die sich vielleicht zunächst aufdrängt, ist, warum ausgerechnet ein bald 85-jähriges mittelständisches Unternehmen, das in dritter Generation familiengeführt wird, auf einer solchen Bühne stehen und das Thema Start Up beleuchten durfte. Wo doch dem deutschen Mittelstand im Allgemeinen und Familienunternehmen im Besonderen oft der Ruf vorauseilt, eher konservativ und weniger innovativ zu sein. Im Gegensatz dazu zeichnen sich Start-Ups durch Innovationskraft und disruptive Strategien aus. Zwei Unternehmensformen also, die auf den ersten Blick wenig gemeinsam haben.

Aber eben nur auf den ersten Blick. Der Titel unseres Kurzvortrags gibt einen Hinweis darauf, warum das für Ludwig Meister und viele andere dynamische Unternehmen kein Widerspruch ist:

Start-up - Unternehmensphase oder Mentalität?

Mein Bruder Max und ich haben vor einem Jahrzehnt in dritter Generation das elterliche Unternehmen übernommen und es, wie die Generationen vor uns, mit unseren Vorstellungen und Ideen geprägt. Rückblickend können wir heute sagen, dass sich Ludwig Meister nach einer für uns beide wichtigen Einarbeitungszeit in einem sehr dynamischen Veränderungsprozess befand und weiterhin befindet. Getrieben von den Herausforderungen der Digitalisierung, den sich dynamisch verändernden Logistikprozessen, aber auch den Möglichkeiten in Marketing und Kommunikation haben wir gelernt, eine wie ich es nennen möchte Start-up-Mentalität zu entwickeln und im Unternehmen zu fördern. Wir fühlen uns sozusagen als Gründer in der 3. Generation.

 

Elisabeth und Max Meister bei der Präsentation im gründwerk

 

intakt: Was ist eine typische Start-up Mentalität, was zeichnet sie aus?

 

Elisabeth Meister: Eine ausgeprägte Startup-Mentalität zeichnet sich durch schnelle Entscheidungs- und Veränderungsprozesse aus, schneller als in etablierten Unternehmen. Durch die in der Regel schlanken und damit agilen Strukturen können die Gründer mit ihren kleinen Teams schneller auf Marktveränderungen, aufkommende Trends oder sich ändernde Kundenbedürfnisse reagieren. Häufig sind ja gerade diese Veränderungen in den Märkten und die damit verbundenen Chancen, eine entstehende Lücke zu füllen, der eigentliche Auslöser für eine Start-up-Idee und der Motor für die anschließende Umsetzung.

Etablierte Unternehmen könnten nun zu Recht neidisch auf diese Dynamik blicken. Oder sollten sich - besser - von diesem Tempo, dieser Mentalität inspirieren lassen.

 

intakt: Wie kann eine solche Inspiration aussehen, was wären mögliche Schritte?

 

Elisabeth Meister: In größerem Maßstab kann man natürlich über die Gründung kleiner, agiler Tochterunternehmen oder Spin-offs nachdenken, die sich explizit mit den Themen Innovation und Veränderung beschäftigen. Henkel X ist ein Beispiel, das mir dazu einfällt. Als Open-Innovation-Plattform öffnet Henkel X das Familienunternehmen, immerhin Rang 12 im DDW-Familienunternehmen-Ranking, dem gesamten Ecosystem aus Wissenschaft, Forschung, anderen Industrieunternehmen, Startups und Ideengebern. Erklärtes Ziel ist es die Mitarbeiter des Unternehmens zu sogenannten „Henkelpreneuren“ zu machen. Ein spannendes und richtungsweisendes Projekt. Aber eben auch sehr groß.

 

intakt: Welche kleineren, schneller umsetzbaren Alternativen siehst Du zu solchen Projekten?

 

Elisabeth Meister: Einfacher wäre es - und hier bietet die Eröffnung des gründwerks eine hervorragende Möglichkeit und Ausgangsbasis - durch Kooperationen in innovativen Bereichen in Projektgruppen mit Start-Ups und deren Teams zusammen zu arbeiten. Das wäre einerseits eine wichtige regionale Fördermaßnahme für diese potenziellen Arbeitgeber der Zukunft in unserem direkten Umfeld, aber eben auch eine Win-Win-Situation, indem wir uns von diesen agilen Teams in Sachen Arbeits- und Denkweise etwas „abschauen“ und uns auf eine eigene Lernkurve in Sachen Start-up-Mentalität begeben.

 

intakt: Das klingt sehr machbar. Wie gelingt es aus diesen sporadischen Kontakten in Projekten eine kontinuierliche Veränderung zu mehr Agilität für das gesamte Unternehmen zu machen?

 

Elisabeth Meister: Die Königsdisziplin in diesem Bestreben ist es letztlich, das gesamte Unternehmen sukzessive so auszurichten, dass eine Start-up-Mentalität entsteht und auch kontinuierlich gefördert wird. Das betrifft auch die Organisation, die Strukturen in unseren traditionellen Unternehmen. Um Entscheidungen schnell(er) treffen zu können, braucht es vor allem vertikale Durchlässigkeit, die mit traditionellen, streng hierarchischen Personalstrukturen nur schwer zu erreichen ist. Damit also Ideen, Innovationen nicht erst vom Sachbearbeiter über den Teamleiter, den Abteilungsleiter, den Stabsstellenleiter bis zur ersten Führungsebene „überleben“ müssen, sollten wir als Verantwortliche Teams schaffen und fördern, in denen sich diese Innovationskraft über alle Hierarchieebenen hinweg direkt entfalten kann - und damit bei uns, den Entscheidungsträgern auf der/den Führungsebene(n), ungefiltert ankommt. Damit können Entscheidungen wesentlich schneller getroffen werden, was auch traditionellen Unternehmen die Möglichkeit gibt, mit kleineren, neuen Wettbewerbern Schritt zu halten und möglichst flexibel auf Marktveränderungen zu reagieren.

 

Wer sich an neue Wege herantraut, also eine Startup-Mentalität im Unternehmen etablieren will, braucht vor allem eines: die Bereitschaft, den Mut zum Ausprobieren.

 

intakt: Wie gewinnt man die Mitarbeiter für einen solchen Veränderungsprozess? Will jeder mehr Dynamik, mehr Agilität?

 

Elisabeth Meister: Wichtig ist, dass wir als Unternehmer diese Chance erkennen und sie bewusst und mutig in unseren Unternehmen in welcher Form auch immer nutzen. Die moderierte Integration einer eher disruptiv geprägten Start Up Mentalität in eine gelebte und wertgeschätzte Unternehmenskultur stellt dabei eine besondere Herausforderung dar. Wir bei Ludwig Meister achten bei allen innovativen Veränderungen der Strukturen auf die Balance zwischen einer gelebten und geschätzten Unternehmenskultur, die uns wichtig ist, die uns auch als Unternehmen ausmacht und innovativen, Start up-inspirierten neuen Methoden oder Strukturen.

 

intakt: Du hast gerade das Wort Mut erwähnt, ist das nicht auch eine typische Start-up Stärke?

 

Elisabeth Meister: Unbedingt. Wer sich an neue Wege herantraut, also eine Startup-Mentalität im Unternehmen etablieren will, braucht vor allem eines: die Bereitschaft, den Mut zum Ausprobieren. Als etablierte Unternehmen neigen wir doch oft dazu, jede Neuerung erst wochenlang zu diskutieren, dann ein ausführliches Strategiepapier darüber zu verfassen, um es am Ende doch wieder zu verwerfen und lieber beim Alten zu bleiben. Das Neue könnte ja schief gehen.

Erfolgreiche, dynamische Unternehmen brauchen für Schnelligkeit, um auf Marktveränderungen zu reagieren, besonders auch den Willen und den Mut, etablierte Prozesse zu hinterfragen, neue Methoden und Techniken auszuprobieren, eben sich auch zu verändern. Das Zitat „Wo gehobelt wird, fallen auch Späne“ passt meines Erachtens in diesem Zusammenhang ganz gut. Wer im Wettbewerb mit den kleineren und agileren Startups bestehen und sein Geschäftsmodell auch in Zukunft weiterentwickeln will, braucht eine gewisse Bereitschaft zum Lernen aus Trial and Error.

 

intakt: Eine abschließende Frage: Welcher Charakterzug, welche weitere Stärke von Start Ups beeindruckt Dich als Geschäftsführerin eines großen Mittelständlers noch besonders? Was kann man sich noch von Start Ups „abschauen“?

 

Elisabeth Meister: Die absolute Kundenorientierung. Start Ups sind als Gründer näher am Kunden und Konsumenten als etablierte Unternehmen. Während viele etablierte Unternehmen aufgrund ihrer Strukturen und eingefahrenen Prozesse Gefahr laufen, die Nähe zu den potenziellen Käufern zu verlieren, leben Start Ups vom Dialog mit ihrer Zielgruppe. Gerade in der Anfangsphase ist es für sie ja überlebenswichtig, Feedback einzuholen und wirklich immer wieder zu schauen, wie die Kunden auf bestimmte Produkte oder Dienstleistungen reagieren, wie sie damit umgehen und welche Verbesserungen sie sich wünschen, um die Waren und Dienstleistungen anzupassen. Als etablierte Unternehmen laufen wir hier leider oft Gefahr, mit zunehmender Größe nachlässiger zu werden.

 

intakt: Vielen Dank Elisabeth für das Teilen Deiner Gedanken zu einer Start Up Mentalität auch in etablierten Unternehmen. Was gebt Ihr dem gründwerk Dachau mit auf den Weg?

 

Elisabeth Meister: Wir sehen das gründwerk Dachau als große Chance für den Standort und die Region Dachau. Um jungen, innovativen, zukunftsorientierten Unternehmern und Unternehmen eine hervorragende Ausgangsbasis für zukünftige Erfolge und spannende, zukunftssichere Arbeitsplätze zu bieten. Aber auch als Chance, gemeinsam mit diesen Start-Ups neue Wege mit unseren bestehenden Unternehmen zu gehen. Und nicht zuletzt als Inspiration, diese Start-up-Mentalität auch in unseren eigenen Unternehmen zu finden, zu fördern und in die Unternehmenskultur zu integrieren.

Insbesondere den etablierten Unternehmen in Dachau würde ich deshalb nahe legen, den Austausch mit der gründwerk Community zu suchen und die Ansiedelung von neuen Unternehmen und Ideen in Dachau zu unterstützen.

In diesem Sinne freuen wir uns auf Austausch, gegenseitiges Lernen und Fördern und wünschen den Betreibern und den Gründern viel Erfolg. Und wir freuen uns unseren Beitrag zu diesem Erfolg, wo immer möglich, zu leisten.

 

intakt: Vielen Dank Elisabeth für das Gespräch.

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