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"Mut und den Blick nach vorn braucht's" - ein Erfahrungsbericht über die Fluthilfe

Lesedauer: 4 Minuten
"Mut und den Blick nach vorn braucht's"  - ein Erfahrungsbericht über die Fluthilfe

Dirk Müller, Mitarbeiter der Ludwig Meister Logistik in Aschaffenburg, engagiert sich seit Wochen als freiwilliger Helfer im von der Flutkatastrophe betroffenen Gebiet Ahrtal. Hier sein persönlicher Bericht:

 

Es ist richtig, dass ich als freiwilliger Helfer mehrere Male bereits im Ahrtal im Einsatz war und auch weiterhin den Menschen vor Ort helfen werde, so wie es der Anstand, in der Stunde der Not, gebietet.

Denn Hilfe sollte jeder Betroffene bekommen und erwarten können, insbesondere nach solch einer Katastrophe.

 

"Gekommen, eigentlich als Fremder, man geht aber als Freund…"

 

In den ersten Tagen und Wochen waren es vor allem die freiwilligen Helfer, Bauern, Mittelständler und der Zusammenhalt der Betroffenen selbst, der hier zum Tragen kam. Beim Organisieren, Anpacken, Versorgen und nicht zuletzt auch beim Hoffnung spenden. Leider liefen viele Hilfsangebote am Anfang, nicht zuletzt auch auf Grund von bürokratischen Hemmnissen, ins Leere. So konnten einige staatliche Helfer, wie z. B. das THW, zu Beginn nur mit einem offiziellen Auftrag zum Einsatz kommen. Positiv überraschend sind aber die vielen freiwilligen Helfer, egal woher, egal welcher Nationalität, egal welchen Alters oder politische Einstellung. Einfach gekommen um zu helfen. Gekommen, eigentlich als Fremder, man geht aber als Freund…auch um wiederzukommen, solange Hilfe gebraucht wird. Ein Jeder nach seinen Möglichkeiten und Fähigkeiten. 

 

 

Heute, befinden wir uns bereits in Woche 8 nach der Flut. Beginnend mit dem frei schlagen und sägen durch das Holz und Geröll entlang der Weinberge, da ganze Straßen und 62 Brücken durchs Wasser weggerissen wurden.

Mit Wasserflaschen und Essen im Gepäck sowie Ersthelfern, stand zuerst Rettungswege schaffen an. Die ersten 2 Wochen, waren die Straßen nicht frei mit dem PKW befahrbar, wegen der Unmengen an  Holz, Geröll, Metall auf den Straßen, wie z. B. Nägel, Schrauben, Essbesteck usw.

Zwischenzeitlich wurde von Bauern mit Traktoren, Baggern begonnen die Straßen und mit Eimerketten die Wohnungen und Keller vom Schlamm zu befreien. Danach erfolgten und sind aktuell noch Aufgabe Estrich-, Putz- und Stemmarbeiten für das Aufstellen von Bautrocknern, um Häuser sukzessive wieder bewohnbar zu machen. Zumindest da, wo der Wiederaufbau überhaupt möglich ist. In Rech, Ahrweiler, Sinzig, Dernau, Rheinbach bin ich an diesen Arbeiten mit eigenem Stemmhammer beteiligt und unterstütze auch mit Sachspenden z.B. Öllampen, Abdeckplanen, uvm.. 

 

"Die Wiederherstellung der Infrastruktur und der Wiederaufbau des Ahrtals wird noch sehr viel Zeit, helfende Hände, Zuversicht und Engagement benötigen."

 

Seit Woche 3 gibt es auch einen Helfer–Shuttle-Service in Grafschaft, vor Ort von einem Betroffenen gegründet. So werden Helfer, wie auch ich, mit Bussen oder in kleineren Trupps, mit Werkzeug und Schutzausrüstung aus Spenden, sowie Blumen, in die Ortschaften zu den Betroffenen gebracht. Um vor Ort anzupacken und zu vermitteln. Keiner wird allein gelassen, gemeinsam schaffen wir das. Mut und den Blick nach vorn braucht´s, bei soviel Arbeit und dem Neuordnen so manchen Lebens.  

 

 

Das betroffene Gebiet umfasst eine Größe von 40x40 km². Mit sehr vielen betroffenen Haushalten, wo nahezu jedes Haus Spuren der Katastrophe aufweist und deren Bewohner eine ganz eigene Geschichte tragen. Inzwischen hat sich die Zusammenarbeit zwischen THW und privaten Helfern verbessert. Bundeswehr und DRK unterstützen recht unkompliziert. Eine Notstromversorgung über Aggregate des DRK besteht nun , jedoch noch nicht flächendeckend. Es fehlt noch immer eine Versorgung mit fließendem Wasser, zur Zeit kommt nur Brauchwasser aus IDC Behältern zum Einsatz. Die Wiederherstellung der Infrastruktur und der Wiederaufbau des Ahrtals wird noch sehr viel Zeit, helfende Hände, Zuversicht und Engagement benötigen. Die Überwindung der seelischen Schäden vieler Betroffener dauern sicher sehr viel länger…

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